Die Kolumne für alle, die etwas zu sagen haben
Wir haben wahrscheinlich alle schon viel über Paul Watzlawick und sein erstes Axiom gehört: Man kann nicht nicht kommunizieren. Der gute Paul hatte aber noch vier weitere großartige Erkenntnisse über Kommunikation, die allesamt weltberühmt wurden. Lassen Sie mich ausholen.
Was mache ich gerade? Ich schreibe einen Artikel über ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt: Die Kommunikation. Was mache ich außerdem? Ich kommuniziere. Sogar auf zwei Arten.
Watzlawick entdeckte die "doppelte Kommunikation"
Es muss zwar nicht extra erwähnt werden, aber ich sitze jetzt gerade in meinem Büro und tippe wie wild auf die Tasten meines Laptops. Damit kommuniziere ich direkt und zeitverzögert. Ersteres durch meine Tätigkeit und die Räumlichkeiten, die ich dafür gewählt habe. Ich habe die familiäre Wohnung bewusst verlassen und bin in meinen Arbeitsraum gegangen. Damit kommuniziere ich meiner Frau und meinen Kindern ziemlich eindeutig, dass sie in den nächsten Stunden nicht mit mir rechnen können. Ich werde beschäftigt sein. Würde mich jetzt jemand beobachten, wäre das sofort offensichtlich.
Ich kommuniziere allerdings auch durch den Text, den ich verfasse. Der Inhalt dieser Sätze wird allerdings zeitversetzt bei Ihnen ankommen (außer Sie sind der/die Beobachter/in). In dem eben beschriebenen Vorgang steckt schon sehr viel von Watzlawicks zweitem Axiom.
„Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und eine Beziehungsaspekt.“
Der Inhaltsaspekt erhält die Aufgabe Informationen zu vermitteln. Der Beziehungsaspekt gibt Aufschluss darüber, wie die Beziehung vom Empfänger aufgefasst wird. Der Zwiespalt zwischen diesen beiden Aspekten kann leicht zu Zwietracht führen. In der Marketingkommunikation wird sogar absichtlich mit diesem Unterschied gespielt. In der privaten Kommunikation versuchen wir ihn meisten so klein wie möglich zu halten.
„Jede Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung“
Das dritte Axiom nenne ich auch gerne Teufelskreis der Kommunikation. Watzlawick hat erkannt, das auf jede Nachricht eine Reaktion erfolgt. Ja selbst dann, wenn der Empfänger nicht reagiert, ist es eine Botschaft. Am bekanntesten ist wohl das Beispiel vom Ehepaar mit der nörgelnden Frau und dem sich zurückziehenden Mann. Die Frau nörgelt weil der Mann sich zurückzieht. Der Mann zieht sich zurück, weil die Frau nörgelt. Wenn keiner der diesen Kreislauf durchbricht, geht das so lange, bis das der Tod sie scheidet. Denken Sie nach, ob Sie sich nicht selbst in so einem Kommunikationsstrudel befinden. Wenn ja, brechen Sie aus.
„Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Mittel.“
Heutzutage weiß jeder was mit „analog“ und „digital“ gemeint ist. Als Watzlawick diese Axiome vor über 50 Jahren aufstellte, gab es allerdings noch kein Web 2.0 für jedermann, keine Emails und kein sozialen Netzwerke. Entweder war der gebürtige Villacher ein Hellseher oder er hat das ganz anders gemeint.
Mit „digital“ und „analog“ meinte der Kommunikationswissenschaftler nichts anderes als erneut den Unterschied zwischen Inhalts und Beziehung. Die Elemente aus der unsere Botschaften bestehen, die Sprache, die Wörter, kurz die Syntax, sind der digitale Anteil. Unsere Körpersprache, unser Gesichtsausdruck oder die Tonalität unsere Botschaft (schreien wir oder sprechen wir ganz ruhig) entsprechen dem analogen Teil unserer Kommunikation. Auch hier haben sich Medien und Marketing einiges abgeschaut. Mehrdeutigkeiten werden oft ganz absichtlich verwendet.
„Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär.“
Wie fühlen Sie sich, wenn ihr Vorgesetzter mit ihnen schimpft. Oder sind Sie vielleicht selbst der Chef, der sich über einen unfähigen Mitarbeiter ärgert? In so einem Fall ist die Kommunikationssituation eindeutig komplementär. Unterhalten Sie sich hingegen mit ihrer besten Freundin oder Ihrem allerbesten Kumpel, wird die Unterhaltung höchstwahrscheinlich auf einer symmetrischen Ebene ablaufen.
Watzlawick war der Ansicht, dass Beziehungen immer entweder auf Gleichheit oder auf Unterschiedlichkeit beruhen. Bei symmetrischen Beziehungsformen herrscht Gleichheit und die Kommunikationspartner versuchen diesen Status gezielt zu erhalten. Ungleichheiten werden reduziert oder ausgeglichen. Kommt es aus irgendeinem Grund zu einer langfristigen Ungleichheit, ist die Beziehung kurz- oder längerfristig komplementär geprägt.
Watzlawick wusste worauf es ankommt
Nicht nur im Privaten, besonders im Berufsleben ist das Wissen über diese fünf Axiome Gold wert. Es kann für ihren beruflichen Erfolg oder Misserfolg entscheidend sein. Sie glauben mir nicht? Dann stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie begrüßen einen neuen wichtigen Kunden. Der Mann hat Geld und würde gern bei Ihnen investieren, doch Sie haben Watzlawicks Axiome vergessen. Schon bei der Begrüßung merkt der potenzielle Kunde, dass Sie nicht ganz bei der Sache sind. Ihr Händedruck ist lau und sie können ihm nicht in die Augen schauen. Sie kommunizieren Schwäche. Haben Sie vielleicht sogar was zu verbergen?
Auf Fragen antworten Sie kurz. Bei manchen Sätzen wird ihre Stimme höher. Manchmal stellen Sie Gegenfragen, um selber nicht antworten zu müssen. Ich kann Ihnen versprechen, dass dieses Geschäft nie zustande kommen wird. Am besten Sie lesen sich vor jedem wichtigem Gespräch noch einmal die fünf Axiome durch. Nur so als Tipp!
Ich freue mich auf interessante Einsichten Ihrer- und meinerseits,
Ihr Markus Neumeyer
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